Unser Zugriff auf die Welt ist primär einer der Wahrnehmung: wir sehen, hören, riechen, schmecken und ertasten die Dinge außer uns, und wir formen so ein Bild von der Welt. Die Wahrnehmung ist auch eine der wichtigsten Quellen von Wissen: Vieles empirische Wissen gründet sich unmittelbar auf unsere Wahrnehmungserfahrungen. Aber wie lässt sich die Wahrnehmung in philosophischer Hinsicht bestimmen? Inwiefern ist sie trotz Phänomenen wie Illusionen und Halluzinationen eine gute Grundlage für Wissen? Können wir nur Formen, Farben, Geräusche, Bewegungen etc. wahrnehmen, oder auch Art-Eigenschaften, Emotionen oder Kausalität? Und welche Rolle kommt Begriffen oder sogar (Vor-)Urteilen bei der Wahrnehmung zu?
Im Seminar wollen wir uns diesen und anderen Fragen und Problemen aus der Wahrnehmungsphilosophie widmen. Wir werden mit dem klassischen „Problem der Wahrnehmung“ beginnen, welches seinen Ausgang von den Phänomenen der Illusion und Halluzination nimmt. Davon ausgehend werden wir uns die Grundpositionen des Intentionalismus, des naiven Realismus und der Sinnesdatentheorie erarbeiten. Im Anschluss werden wir uns verschiedenen aktuellen Problemen der Wahrnehmungsphilosophie, wie der Möglichkeit von höherstufigem Wahrnehmungsinhalt, der nicht-trivialen Einflussnahme von anderen kognitiven Zuständen auf die Wahrnehmung (‚cognitive penetration‘), der begrifflichen Strukturiertheit der Wahrnehmung (Konzeptualismus versus Non-Konzeptualismus) oder der Farbkonstanz zuwenden.