Bildung und Erziehung werden die Aufgabe und Funktion zugeschrieben, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu reproduzieren, den Menschen in der Gesellschaft etwa demokratische Haltungen, Denk- und Handlungsweisen zu sozialisieren, sie aber auch zu Kritik, kritischem Denken und autonomen Handeln zu befähigen. Bildung und Erziehung wird in der und von der Gesellschaft organisiert (etwa in und durch Politik), gleichzeitig wirkt Bildung und Erziehung auf die Gesellschaft ein. Das Verhältnis von Erziehung und Bildung zur Politik kann so als ein Verhältnis der wechselseitigen Bezugnahmen beschrieben werden, die auf eine (angenommene oder reale) Autonomie der Felder/Systeme (Bildungssystem, Feld der Erziehung) treffen. Differenztheoretische Perspektiven, wie sie etwa prominent von Niklas Luhmann und Pierre Bourdieu entwickelt wurden, helfen, dieses Verhältnis besser zu verstehen und Bildung sowie Erziehung als Teil gesellschaftlicher Prozesse zu verstehen.

Das Seminar hat den Anspruch, durch eine intensive Auseinandersetzung mit Texten von Luhmann und Bourdieu einen differenztheoretischen Blick auf Erziehung und Bildung und damit auch Schule und Didaktik zu entwickeln. Mit einem solchen Blick sollen in dem Seminar u.a. Funktionen des Bildungssystems reflektiert, Interaktionssysteme, Unterrichtssysteme und Denksysteme differenziert und die Frage bearbeitet werden, inwiefern von einer Autonomie des Bildungssystems ausgegangen werden kann. Dies hat u.a. Folgen für die Fachdidaktiken, etwa, wenn die Frage diskutiert wird, ob politischen Bildung als eigenständiges Feld durch Autonomie gekennzeichnet ist oder doch v.a. durch das politische Feld/System gesteuert wird.