In diesem Seminar wollen wir uns der Monadologie von Gottfried Wilhelm Leibniz (*1646; †1716) widmen und damit zweifelsohne einem der bedeutendsten Texte der Philosophiegeschichte. Wenn es richtig ist, dass ein solcher Text durch sein Alter nichts an philosophischer Relevanz verliert, dann tun wir gut daran, uns auch heute noch mit ihm zu beschäftigen. Die 90 kurzen Paragraphen der Schrift – das sind zusammengenommen nur um die 20 Seiten Text – fügen sich zu einem äußerst komplexen Gedankengang, in dem Leibniz Grundbegriffe seines metaphysischen Denkens abhandelt. Was genau ein Ausdruck wie „metaphysisch“ hier besagen kann, können wir freilich vor unserer Lektüre noch nicht einschätzen. Im Seminar wollen wir uns solcher Kategorisierungen deshalb für’s Erste enthalten und uns den Zugang zum Text nicht dadurch verstellen, dass wir schon allzu viele Voraussetzungen an ihn herantragen. Wir wollen versuchen, den Text aus sich heraus zu verstehen, Schritt für Schritt und Satz für Satz, ihn zu verstehen aus den Fragen, die er aufwirft, aus den Setzungen, die er macht, aus den Begriffen, die er verwendet. Wir werden dann sehen, dass es fundamentale philosophische Probleme sind, mit denen sich Leibniz konfrontiert. Ein Begriff wie der titelgebende Begriff der Monade (von griechisch monas für „Eins“ bzw. „Einheit“), der uns zunächst völlig fremdartig vorkommen musste, wird eine klare und bedeutsame philosophische Funktion bekommen. Und wir werden merken, dass Leibniz, implizit oder explizit, Bezug nimmt auf andere Philosophen (Descartes etwa), die sich vor ihm mit ähnlichen Problemen und Begriffen befasst haben. Den Text aus sich heraus zu verstehen, seinen Gedankengang angemessen zu rekonstruieren und dessen Konsistenz zu prüfen, wird uns also nur dann möglich sein, wenn wir auch solche Bezugnahmen auf andere Texte und Autoren studieren, wenn unsere Lektüre also eine philosophiehistorisch informierte Lektüre ist. Eine solche Lektüre bedeutet natürlich auch bei einem so kurzen Text: Arbeit. Deutlich zu machen, dass eine solche Arbeit sehr lohnenswert ist, ist eines der Ziele der Seminare.