Im Jahr 1735 führt der gerade einmal 21-jährige Alexander Gottlieb Baumgarten den Begriff „Ästhetik“ in die Philosophie ein. Er versteht darunter eine noch hervorzubringende philosophische Wissenschaft: die ‚Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis‘. Zweierlei mag daran verwundern. Erstens fassen wir heute unter Ästhetik nicht jegliche Auseinandersetzung mit Sinnlichkeit, sondern eher die Auseinandersetzung mit den Themen der Schönheit und der Kunst – und tatsächlich kennt auch Baumgarten diesen engen Begriff der Ästhetik. Zweitens befassen sich Philosophen bereits seit den Anfängen der Philosophie in der Antike mit Themen wie Schönheit. Wenngleich also der Begriff „Ästhetik“ erst im 18. Jahrhundert erfunden wird, so existiert die philosophische Auseinandersetzung mit Schönheit und Kunst schon lange davor. Im Seminar wollen wir uns in historisch wichtige Texte zur Ästhetik einarbeiten. Dabei werden wir dem traditionellen Fokus auf Schönheit und Kunst folgen, auch wenn damit weitere wichtige ästhetische Kategorien wie das Erhabene oder das Hässliche weitestgehend ausgeblendet werden. Unseren Ausgangspunkt werden wir in der Antike bei Platon und Aristoteles nehmen. Wir werden dann Texte aus der Hochzeit der Ästhetik im 18. und 19. Jahrhundert untersuchen, die von Autoren wie Baumgarten, Hume, Kant und Schopenhauer verfasst wurden. Auch werden wir anhand von Hegels These vom Ende der Kunst dem fast gänzlichen Verschwinden der Ästhetik als Wissenschaft folgen, bis wir im 20. Jahrhundert eine langsame Wiedergeburt durch Autoren wie Clive Bell oder Arthur Danto beobachten können.
- Dozent/in: Larissa Berger