Plotin (* 205; † 270) ist einer derjenigen Philosophen, deren Lektüre seine Leser:innen in die Lage versetzt, sich ganze Traditionsstränge der Philosophiegeschichte zu erschließen. Als Platoniker verstand er sein eigenes Philosophieren als „bloße“ Exegese der Philosophie Platons und doch hat er gerade in seiner exegetischen Absicht ein höchst originelles Werk geschaffen. Seine Texte (die sogenannten Enneaden) haben direkt oder indirekt das philosophische Denken seit der Spätantike geprägt und sind deshalb ein Muss für jeden, der die Philosophie in ihrer geschichtlichen Vielfalt kennenlernen will. Unser Seminar ist als Einführung in das Denken Plotins angelegt. Einführen lassen wollen wir uns von Plotin selbst, indem wir seine Enneade III 8 („Über die Natur, die Schau und das Eine“) einer sorgfältigen Lektüre unterziehen. Wir wollen die Lektüre dazu nutzen, Grundbegriffe des plotinischen Denkens kennenzulernen. Vor allem aber wollen wir analysieren, wie Plotin denkt. Wir werden dazu untersuchen, mit welchen Formen der Argumentation und Begründung er operiert und in welchen philosophiegeschichtlichen Kontext er sich dabei stellt. Ziel des Seminars ist es, herauszufinden, was es für Plotin überhaupt heißt, philosophisch zu denken.