Paradoxien fordern das philosophische Denken seit der Antike heraus. Oft verbergen sich hinter Paradoxien große philosophische Fragen. Laut R.M. Sainsbury liegt eine Paradoxie dann vor, wenn eine scheinbar unannehmbare Konklusion durch einen scheinbar annehmbaren Schluss aus scheinbar annehmbaren Prämissen folgt. Diese Charakterisierung offenbart verschiedene Strategien, die Paradoxie zu lösen, bzw. aufzulösen: Mensch kann die Unannehmbarkeit der Konklusion, oder die Annehmbarkeit des Schlusses, oder der Prämissen in Frage stellen. Dadurch, dass dies in Frage gestellt wird— und mindest eines muss in Frage gestellt werden, um der Paradoxie zu entgehen — werden oft vermeintlich sichere Hintergrundannahmen mit in Frage gestellt. Im Laufe des Seminars werden wir uns ganz unterschiedlichen Klassen von Paradoxien annehmen. Neben den klassischen Paradoxien über Raum, Zeit und Bewegung (Zenon), werden wir uns auch moralischen Paradoxien zuwenden. Darüber hinaus diskutieren wir Paradoxien im Rahmen von Vagheit (Haufen, oder Sorites) und der Rationalität (Newcomb, Gefängnis). Erkenntnistheoretische Paradoxien (Grue, Raben) kommen genauso vor wie Paradoxien im Bereich der Wahrheit (Lügner, Russell). Zuletzt befassen wir uns noch mit der Frage, ob Widersprüche wirklich unannehmbar sind und welche Folgen dies für die Philosophie der Paradoxien haben könnte.