„Das Private ist politisch!“ Mit diesem Ausruf, der gleichzeitig eine
politische Forderung nach gesellschaftlichem Wandel war,
problematisierte die weiße, westliche Frauenbewegung der 1970er Jahre
die Auffassung, dass die private, häusliche Sphäre ein Bereich sei, in
welcher der staatliche, öffentliche Rechtsstaat keinen oder nur kaum
Zugriff haben dürfe. Häusliche Gewalt oder auch die Möglichkeit des
Ehemannes, seiner Ehefrau das Arbeiten zu verbieten, wurden so
systematisch unterbelichtet. Auf eindrückliche Weise wird mit diesem
Slogan aufgezeigt, wie Geschlechterverhältnisse gesellschaftliche
Ordnungen und politische Systeme auf fundamentale Weise beeinflussen.
Seitdem hat sich sowohl in populären feministischen Debatten als auch in
der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Kategorie
„Geschlecht“ viel getan. Und auch schon vor und neben der sogenannten
zweiten Welle der Frauenbewegung in den 1970ern gab es Theoretikerinnen
und Philosophinnen, die mit ihren Gedanken zu Geschlechterverhältnissen
den Weg für weitreichende gesellschaftliche Umwälzungen – wie
beispielsweise das Wahlrecht für Frauen – ebneten.
Im Seminar werden wir uns mit ebenjenen älteren, oft wenig im
klassischen philosophischen Kanon vorkommenden Philosophinnen
auseinandersetzen, um dann einen Bogen zu neueren und gegenwärtigen
Debatten zu philosophischen Überlegungen hinsichtlich des Geschlechts zu
schlagen. Auf diese Weise untersuchen wir im Seminar, wie die
Kategorien Geschlecht, Körper und das menschliche Begehren mit
politischen Machtverhältnissen zusammenhängen und überprüfen zentrale
Begriffe der Politischen Theorie (Staat, Gesellschaftsvertrag, Macht,
Öffentlichkeit, Partizipation, Anerkennung…) auf ihre
geschlechterpolitische Dimension hin.
- Dozent/in: Magdalene Hengst