Realismus und Animation scheinen auf den ersten Blick oppositionelle Kategorien zu sein. So wird das Alleinstellungsmerkmal der Animation gemeinhin in der Abgrenzung von der Wirklichkeit gesehen (vgl. Eisenstein 1986). Animierte Welten müssen nicht realistisch sein, sondern können nach völlig anderen Regeln funktionieren. Doch spätestens mit der Entwicklung der Computeranimation ist der augenscheinliche Realismus von Animationen zu einer vielbesprochenen Kategorie geworden.

Durch Simulationen können realweltliche Naturphänomene, Materialitäten und Kameraeigenschaften mit mathematischer Präzision visualisiert werden (vgl. Manovich 2001), sodass sie kaum noch von dem aufgezeichneten Bild unterschieden werden können. Gleichzeitig sind Filmfiguren wie Anna und Elsa aus Frozen (2013) oder Joe Gardner aus Soul (2020) jedoch weiterhin karikaturhaft gestaltet und somit bewusst nicht realistisch.

Was meinen wir also, wenn wir von realistischen Animationen sprechen? Welche unterschiedlichen Realismuskonzepte gibt es und auf welchen technischen, ästhetischen und ideologischen Prinzipien beruhen sie? Im Seminar werden unterschiedliche Animationsfilme besprochen, von klassischen Zeichentrickfilmen, über Stop Motion-Filmen bis hin zu aktuellen Computeranimationsfilmen. Zur Grundlage stehen Grundlagentexte sowie aktuelle Publikationen der Animation Studies.