Vergangenheit in der Gegenwart erleben, meint nicht selten die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten. Touristische Aneignungen von Geschichte prägen gesellschaftliches Wissen über historische Ereignisse in mehrfacher Hinsicht, das Seminar legt den Fokus auf fotografische Bilder, die über Social Media distribuiert werden. Fotografiert wurde auf Reisen zwar schon immer, doch erst die durch Fotoplattformen wie Instagram vereinfachten Möglichkeiten der Veröffentlichung, verbunden mit Praktiken des Teilens und Sammelns, leisten einer visuellen Ökonomie Vorschub, die in der Lage ist, das Bild einzelner Phasen und Ereignisse so zu beschreiben, dass die kollektive Erinnerung nachhaltig davon geprägt wird. Dies gilt auch und gerade für Tatorte der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten und heutige Gedenkstätten. Das Seminar geht der Frage nach, in welchem Verhältnis touristische Praktiken zur gegenwärtigen Erinnerungskultur – verstanden als regelmäßiger Diskurs über Inhalt, Ausdruck und Weitergabe von kollektiv geteiltem Wissen – stehen, wobei neben Gedenkstätten auch weitere Erinnerungsorte betrachtet werden.