„Die Reformation“ wird sowohl in der Kirchengeschichtsschreibung ebenso wie in der allgemeinen Wahrnehmung nahezu ausschließlich mit dem Wirken von Männern verbunden. Dem gegenüber steht, dass zahlreiche Frauen die Reformation durch ihren persönlichen Einsatz, oft unter großen Risiken, vorantrieben, sei es als Theologinnen (z.B. Katharina Zell, Argula von Grumbach) und Publizistinnen (z.B. Ursula Weyda, Katharina Gerlach), als politisch einflussreiche Frauen (z.B. Elisabeth von Dänemark, Katharina von Mecklenburg, Elisabeth von Braunschweig-Calenberg), Mäzeninnen (z.B. Dorothea Jörger), als Ehefrauen von Reformatoren (z.B. Katharina von Bora, Walpurga Bugenhagen, Ottilie von Gersen) oder schlicht indem sie in ihrem Leben für die reformatorischen Vorstellungen eintraten (z.B. Magdalena von Staupitz, Felicitas von Selmenitz). Im Seminar wird zentral auf das Leben und Wirken ausgewählter Frauen in der Reformation eingegangen und dabei an zwei kirchengeschichtswissenschaftliche Bereiche herangeführt, die der Vertiefung des methodischen Verständnisses von Kirchengeschichtsschreibung dienen: 1. Nicht Ideengeschichte allein macht Geschichte aus, sondern ebenso Sozialgeschichte, und 2. die Geschichte der „großen Männer“ existiert ohne die Geschichte von Frauen nicht.

Semester: SoSe 2020