Immanuel Kant gilt als das philosophische Schwergewicht schlechthin – und wohl vielen liegt sein Name auch schwer im Magen. Kants praktische sowie theoretische Philosophie gehören (nicht nur) an sämtlichen deutschen Philosophie-Instituten zum Standard in der Lehre. Davon dürften auch Philosophie-Studierende der Uni Siegen ein Lied singen können. Vielen gelten dabei sein kategorischer Imperativ als unbrauchbar, da zu formalistisch sowie seine Texte insgesamt als schwierig und realitätsfern, wenn nicht gar veraltet.

Doch wie brauchbar ist Kants praktische Philosophie zur Orientierung in unserem Leben abseits der Universität? Welche unserer heutigen Probleme in politischen- und Gerechtigkeitsfragen finden wir bei ihm bereits behandelt und beantwortet? Lässt Kant sich glaubhaft im philosophisch-ethischen Schulunterricht als relevant verkaufen, wo er ebenfalls zum Pflichtprogramm gehört? Und kann er zurecht als ein wesentlicher philosophischer Wegbereiter der Menschenwürde und Menschenrechte gelten, wie wir sie heute im Grundgesetz der BRD vorfinden?

Mit John Rawls, Jürgen Habermas und Rainer Forst haben wir zentrale Figuren der politischen Philosophie im 20./21. Jahrhundert, die in ihren Demokratie- und Gerechtigkeitstheorien substanziell auf Kant zurückgreifen. Ihre Verweise sollen die Ausgangspunkte für unsere Spurensuche in verschiedenen Texten Kants praktischer Philosophie sein: Was hat Kant uns in Fragen von Gleichheit, Demokratie und Gerechtigkeit heute zu sagen?