In der Vorlesung mit begleitenden Projekt- oder Gruppenarbeiten werden die Grundlagen wachstumskritischer Diskurse innerhalb der Sozial-, insbesondere Wirtschaftswissenschaften dargestellt, eingeordnet und einer kritischen Analyse unterzogen. Die Postwachstumsökonomik als eine ökologisch orientierte, heterodoxe sozialwissenschaftliche Teildisziplin umfasst vier Forschungsbereiche, erstens die theoretischen und empirischen Fundierungen unterschiedlicher Wachstumskritiken, zweitens eine Analyse nachfrage- und angebotsseitiger Wachstumszwänge, drittens den Aufbau ökonomischer Systeme jenseits von Wachstum und innerhalb ökologischer Grenzen (Postwachstumsökonomie). Letztere sind das Resultat einer vierstufigen reduktiven Transformationsstrategie, beruhend auf a) Suffizienz, b) Subsistenz, c) Regionalökonomie und d) einem im Sinne stofflicher Nullsummenspiele anzupassenden Industriemodell. Viertens werden in diesem Modul Konzepte, Strategien und Transformationsszenarien zur Umsetzung einer Postwachstumsökonomie beschrieben und analysiert. Diese reichen von mikroökonomischen Ansätzen der sozialen Diffusion postwachstumstauglicher Versorgungs- und Daseinsmuster bis zu makroökonomischen Steuerungsinstrumenten. Im Seminar werden auf Basis dieses vierdimensionalen Analyserasters diverse wachstumskritische Einzelpositionen (Kohr, Mumford, Latouche, Illich, Schumacher, Geogescu-Roegen, Paech, Fromm, Hueting, Widmer, Miegel, Gorz, Seidl/Zarhnt, Daly, Sakar, Binswanger, Pallante, Trainer, Altvater, Heinberg, Jackson, Schor, Victor, Welzer etc.) sowie Umsetzungsvorschläge – insbesondere solche, die bereits eine (anfängliche) empirische Relevanz aufweisen (Ökodörfer, Reparaturkulturen, Transition Towns, „Neustart Schweiz“ etc.) – eingeordnet, analysiert und kritisch reflektiert.