Biologie, Kognitions- und Sozialwissenschaften stehen häufig vor gleichartigen Problemsituationen: Es gilt, komplexe kausale Mechanismen an historisch gewachsenen Systemen aufzuklären, an denen Experimente bisweilen nur eingeschränkt oder gar nicht durchgeführt werden können – und damit evidenzbasierte Grundlagen für Verständnis und Handlung bereitzustellen. Im Seminar werden wir vergleichend untersuchen, welche Lösungsansätze die Wissenschaftsphilosophie und die Methodologien der Einzelwissenschaften bereitstellen, in welchem Umfang sich Ansätze zwischen den einzelnen Disziplinen fruchtbar übertragen lassen, und inwieweit sich eine fachübergreifende Wissenschaftstheorie der Biologie, Kognitions- und Sozialwissenschaften formulieren lässt. Dabei werden wir Methoden des Auffindens und des Prüfens von Hypothesen diskutieren, wie vergleichendes Experimentieren (Mill, Bernard) und vergleichende beobachtende Verfahren, die Auswertung von Fehlleistungen, qualitative Methoden wie Fallstudien und Process Tracing, quantitative Methoden des kausalen Schließens (Pearl) sowie Methoden der Abduktion (Peirce), des Schlusses auf die beste Erklärung, der Systemtheorie und der Theorie mechanistischer Erklärungen.