Zum 50. Jahrestag der 68er-Revolte widmet sich die Vorlesung kultur- und
gesellschaftskritischen Lektüren. 1968 und 2018 sollen gleichsam
wechselseitig gespiegelt werden, um Konstellationen zwischen Theorie,
Politik, Ästhetik, Medien und Kommunikation zu erfassen und
gegeneinander abzugleichen. Ziel der Vorlesung ist es, zentrale
kulturphilosophische, soziologische und ideologiekritische Theorien und
Diagnosen vorzustellen und wissenshistorisch zu perspektiveren,
insbesondere W. Benjamin, Th. W. Adorno, J.-P. Sartre, M. Foucault, S.
Žižek, N. Luhmann, B.-Ch. Han, A. Kluge, Z. Bauman, A. Reckwitz und B.
Latour. Auch audiovisuelle (Zeit-)Zeugnisse bezieht die Verlesung ein –
bis hin zur ästhetisch-künstlerischen Reflexion des Zeitgeists damals
und heute in Spiel- und Dokumentarfilmen wie Malles Komödie im Mai, Godards Die Chinesin, Antonionis Blow up, Altmans Short Cuts und Losmanns Work hard, play hard.
Die Fragen, denen die Vorlesung nachspürt, lauten: Was ist 2018 aus den
Utopien der 1960er Jahre geworden? Wie haben sich die Vorstellungen von
Sex und Liebe seitdem verändert? Welches Erbe haben die 68er der
Digitalmoderne des 21. Jahrhunderts hinterlassen? Gibt es
Verbindungslinien zwischen dem Valley of Love der kalifornischen
Hippiekultur und dem Silicon Valley der Digitaltycoons, also zwischen
Sozialismus und Algorithmus, Kulturrevolte und Kulturkapitalismus? Rudi
Dutschke und Daniel Cohn-Bendit hatten Manifeste und Mikrophone, Snowden
und Assange haben das Internet: Ist die Zeit reif für den großen
Gegenalgorithmus? Und: Sind in der neoliberalen Leistungsgesellschaft
neue Protestformen möglich?
- Dozent/in: Anne Deckbar
- Dozent/in: Michael Lommel