Es gibt Fragen an die Natur, die von den Naturwissenschaften nicht
beantwortet – oder vielleicht nicht einmal gestellt werden: Fragen etwa,
die „zu“ grundlegend, „zu“ fachübergreifend oder zu umfassend,
vielleicht auch zu spekulativ sind, als daß die einzelnen Wissenschaften
sich damit befassen könnten oder wollten. (Beispiele sind etwa
allgemeinste Fragen über Raum, Zeit, Materie, Reduktion, Leben, Geist,
Umwelt.) Aber es gibt eine philosophische Disziplin, die sich seit jeher
damit beschäftigt, solche Fragen zu stellen, zu reflektieren,
gelegentlich auch zu lösen. Man nennt sie Naturphilosophie. Im Verlauf
ihrer Geschichte wurden viele Fragen gestellt und noch weit mehr
unterschiedliche Antworten gegeben. Entsprechend verschieden sind auch
die Formen, die Naturphilosophie selbst angenommen hat und die
Auffassungen, die von ihr vertreten wurden: Den einen galt sie als
Vorstufe der Wissenschaft, anderen als eigenständige oder sogar
bevorzugte Erkenntnisweise der Natur, wieder anderen als von den
empirischen Wissenschaften überholte, ja schädliche Spekulation. Auch
heute streitet man sich über ihre Aufgaben: Soll sie die
Naturwissenschaften einerseits begründen, andererseits zusammenfassen
oder vielmehr einen ganz anderen Zugang zur und Umgang mit der Natur
ermöglichen? Im Seminar soll der Weg der Naturphilosophie von den
Anfängen bis zu den modernen Klassikern und ihre Bezüge zu Kosmologie,
Kosmogonie, Astronomie, Physik, Chemie, Biologie und Anthropologie
anhand der Lektüre wichtiger Texte und in Referaten nachgezeichnet und
kritisch diskutiert werden.
- Dozent/in: Andreas Bender
- Dozent/in: Bertold Schweitzer