Dieses Seminar verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen wichtige Aspekte von Kants politischer Philosophie anhand ausgewählter Kantischer Schriften erarbeitet werden. Zum anderen wird es darum gehen, die Tragfähigkeit der Kantischen Position für aktuelle Debatten auf der Grundlage neuerer Sekundärliteratur zu diskutieren.  

Kants politische Philosophie basiert auf Kernelementen seiner praktischen Philosophie, insbesondere dem Kategorischen Imperativ als Prinzip allen Handelns. Wir werden anhand seines Essays „Über den Gemeinspruch: ‚Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis’“ (1793) herausarbeiten, wie sich Kant die Anwendung der reinen Vernunft im Bereich des Politischen vorstellt. Auf Grundlage der Rechtslehre soll insbesondere Kants Argument für die Existenz einzelner Staaten nachvollzogen werden. Kants Theorie internationaler Beziehungen werden wir vor allem anhand seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ (1795) kennenlernen. Das frühere Essay „Idee einer Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“ (1784) soll als eine Vorarbeit herangezogen werden, um zu verfolgen, in welchen Aspekten sich Kants Theorie im Laufe der Zeit verändert und weiter entwickelt hat.

Ein Beispiel dafür, dass Kants Ansätze weiterhin Bezugspunkte für Fragen der politischen Philosophie sind, ist die Debatte über globale Armut. Wir wollen untersuchen, welche Arten von Pflichten sich aus Kantischer Perspektive gegenüber Armen der Welt begründen lassen. Im Laufe des Seminars werden wir gemeinsam entscheiden, welche weiteren Anwendungen der Kantischen Theorie auf moderne Debatten diskutiert werden sollen.