Beruft sich Mr. Spock auf die Logik, so suggeriert er, es gäbe nur eine. Tatsächlich deckt sich dies keineswegs mit dem Eindruck, den aktuelle Bücher über Logik vermitteln. Es scheint eher, als ob es Logiken wie Sand am Meer gäbe. Um diese Diskrepanz zu erklären, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an: Vielleicht verfügen die Vulkanier über eine Logik, die alle anderen Logiken miteinander vermittelt, oder es hat sich für sie herausgestellt, dass nur eine von unseren vielen Logiken die richtige ist, oder sie kennen ein Verfahren, dass sicher bestimmt, unter welchen Umständen genau welche Logik angewendet werden muss. Dabei stellt sich natürlich die Frage, woher wissen die Vulkanier, welche Logik die richtige ist, bzw. wann Logiken als miteinander vermittelt gelten können oder wann eine Situation genau eine bestimmte Logik fordert? Erweist sich eine Logik rein aus dem Denken heraus als richtig oder reflektiert sie eine Form die jenseits des Denkens liegt? Falls die Logik am Denken des Mensch hängt, ist sie dann geschichtlich und falls sie über allem Menschlichen schwebt, schwebt sie damit auch über der Zeit? Oder bedarf sie ganz im Gegenteil der Bestätigung in der geglückten praktischen Anwendung?

Tatsächlich finden wir die Rede von einer überhistorisch eindeutigen Logik noch am Beginn des an Logiken so reichen 19. Jahrhunderts, während schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts diese vermeintliche Gewissheit – für eine gewisse Zeit – aus der Philosophie verschwindet.

Das Seminar verfolgt den Wandel des Logikverständnisses in der Mitte des 19. Jahrhunderts hin in Richtung auf das nicht-vulkanisch vielgestaltige und anwendungsorientierte Bild, das die Logik heute bildet. Dazu werden einige Logiken aus der Mitte des 19. Jh. auf ihre Grundpositionierungen hin untersucht, während die Untersuchung der Logiken selber eher im Hintergrund bleibt. Entsprechend sind diesbezüglich wenig Vorkenntnisse nötig.

Ziel des Seminars ist, über den Nachvollzug der historischen Entwicklung die vermeintliche Alternativlosigkeit heute selbstverständlicher Annahmen innerhalb der theoretischen Philosophie zu hinterfragen.