Empathisch" nennen wir einen Menschen, der sich gut in andere hineinversetzen kann. Aber was genau heißt das eigentlich? Ist damit ein kognitiver, ein emotionaler oder gar ein moralischer Vorgang gemeint? Der Begriff der Empathie erlebt seit einigen Jahren in der Philosophie, in der Psychologie sowie den Literatur- und Filmwissenschaften eine Konjunktur. Nicht zuletzt deshalb, da Empathie angesichts der Problematik von Migration und Flüchtlingsströmen, Terroranschlägen sowie Armut in vielen Teilen der Welt als ein zentrales menschliches Vermögen oder eine wichtige Tugend angesehen wird. Die Bedeutung der Empathie ist aber nicht nur im Umgang mit realen Personen, sondern auch in unserem Umgang mit Fiktionen virulent. Allerdings ist hinsichtlich der Begriffsklärung und darum auch der Konzeptionalisierung von Empathie in der zeitgenössischen Philosophie eine starke Heterogenität festzustellen. Anhand klassischer und aktueller Texte wollen wir uns vier verschiedenen Gruppen von Konzeptionen nähern; dabei werden sowohl analytische wie auch phänomenologische Theorien berücksichtigt: 1. Empathie als Nachahmung (Lipps, Spiegelneuronen-Theorie), 2. Empathie als Konstruktion (Theory-Theory), 3. Empathie als Simulation und Perspektiveneinnahme (Simulationstheorie), 4. Empathie als intersubjektive Vergegenwärtigung (Direct Perception Proposal). Wir werden dabei unter anderen auch herausarbeiten, was Empathie mit Moral zu tun hat, wie sie sich von Sympathie unterscheidet und welche Rolle Empathie mit fiktiven Figuren für das Verständnis und das Ausüben von Empathie spielt.