Diese zweifellos wichtigste der «vorkritischen» Schriften Kants, die
ihrem Autor bei den Zeitgenossen erhebliches Ansehen verschaffte,
behandelt ein Stück «natürlicher» oder «rationaler» (d.h.
philosophischer) Theologie. Besonders bedeutsam ist sie, weil sie von
den frühen Überlegungen Kants zum Problem eines Gottesbeweises
überleitet zur Gottesbeweiskritik der Kritik der reinen Vernunft. Sie
enthält bereits wesentliche Elemente jener fundamentalen Kritik an der
traditionellen Rationaltheologie, die sich dann im berühmten 3.
Hauptstück des 2. Buches der Transzendentalen Dialektik der Kritik der
reinen Vernunft finden wird. Vor allem handelt es sich dabei um die von
Kant als «seltsam und widersinnig scheinenden, allein ungezweifelt
gewissen Satz» charakterisierte These: «Dasein ist kein Prädikat». -
Insofern stellt die Schrift auch einen Beleg dafür dar, daß man mit der
Unterscheidung einer «vorkritischen» und einer «kritischen» Phase in der
Entwicklung der Philosophie Kants bedachtsam umzugehen hat.
- Dozent/in: Stephan Nachtsheim